Aethermagie by Susanne Gerdom

Aethermagie by Susanne Gerdom

Autor:Susanne Gerdom [Gerdom, Susanne]
Die sprache: deu
Format: epub, azw3, mobi
Amazon: B00BTO1280
Herausgeber: Ueberreuter
veröffentlicht: 2013-02-26T23:00:00+00:00


Schwester Seraphina war eine ältere, freundlich erscheinende Frau, die Kato mit prüfendem Blick vom Kopf bis zu den Füßen musterte. »Was für ein Aufzug«, sagte sie. »Ist das arme Kind sehr verwirrt? Benötigen wir einen Wärter, um sie zu entkleiden?«

Kato ließ einen empörten Ausruf hören. Charcot lachte kollernd wie ein Puter und schüttelte den Kopf. »Fräulein von Mayenburg ist für eine kurze Zeit unser Gast. Sie ist Patientin von Dr. Rados und leidet unter nervöser Erschöpfung.« Er beugte sich vor und murmelte: »Ein Todesfall in der Familie.«

Die Schwester nickte zweifelnd. Ihr Blick hing immer noch an Katos Kostümierung. »Ich lasse die Kleider auf ihr Zimmer bringen«, sagte sie. »Wünschen Sie noch etwas, Professor Charcot?«

Der Arzt verneinte und nahm wieder Katos Ellbogen. Kato verspürte den Impuls, sich zu befreien, aber dann seufzte sie und ließ es über sich ergehen. Für den Moment war sie auf Charcots Wohlwollen und Schutz angewiesen, und sie konnte ihm nicht vorwerfen, unfreundlich zu ihr zu sein. Ganz im Gegenteil, der Professor war äußerst zuvorkommend und schien fest entschlossen, ihr den Aufenthalt in seinem Institut so angenehm wie möglich zu machen. Er geleitete sie zurück in sein Büro und wies mit einladender Geste auf die Ottomane. »Nehmen Sie Platz, machen Sie es sich bequem«, sagte er. »Möchten Sie ein Glas Wasser?«

Kato verneinte. Charcot zog den Stuhl heran und legte einen Notizblock, einen Bleistift, seine Taschenuhr an der Silberkette, einen kleinen silbernen Hammer und ein schmales Lederetui auf den niedrigen Tisch. »Ich möchte Sie zuerst hypnotisieren«, sagte er und griff nach der Uhr. »Ich schlage vor, Sie legen sich hin. Eine liegende Position wird es Ihnen erleichtern, sich zu entspannen.«

»Ich möchte nicht …«, begann Kato, aber der Arzt drückte sie mit sanfter Gewalt gegen die Lehne, schob ihr ein Kissen in den Rücken, lächelte sie väterlich an und sagte: »Haben Sie keine Angst. Es wird Ihnen guttun.« Er drehte die Uhr in den Fingern, und die Silberkette glitt wie eine Schlange zwischen ihnen hindurch. Kato räusperte sich unbehaglich.

»Fräulein von Mayenburg.« Der Arzt beugte sich vor und sah sie eindringlich an. »Ich hatte Dr. Rados schon vor einigen Wochen gebeten, Sie mir einmal vorzustellen und freue mich nun, dass Sie mein Gast sind – auch wenn die Umstände für Sie unerfreulicher Natur sind. Das bedauere ich unendlich, seien Sie dessen versichert. Aber vielleicht fügt sich nun alles zum Guten.« Er drehte die Silberkette um seinen Zeigefinger. »Sie wissen, dass Ihr Vater an schweren Wahnvorstellungen litt?«

Kato blinzelte mehrmals schnell. »Nein«, erwiderte sie mit flacher Stimme. »Das ist mir nicht bekannt.«

Charcot nickte nachdenklich. »Ihr Vater war von einer Form der Geisteskrankheit betroffen, die wir in den letzten Jahren mit steigender Besorgnis in der Bevölkerung beobachten. Wir glauben, dass die sogenannten ›Engel‹ einen Weg gefunden haben, diese Krankheit künstlich hervorzurufen, um unser Kaiserreich in diesem unseligen Krieg zu schwächen und unsere endgültige Unterwerfung herbeizuführen.« Er wartete, ob Kato sich dazu äußern wollte, und fuhr dann fort: »Diese Krankheit scheint sich mittlerweile sogar zu vererben. Wissen Sie, ob Ihre Frau Mutter …?«

»Meine Mutter tut nichts zur Sache«, fuhr Kato ihm ins Wort.



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